Eintrag 0025

08.11.2022:

Seit nun schon über zwei Wochen bin ich wieder in Deutschland. Und während ich diese Zeilen schreibe, höre ich mir selbst zu, wie ich in der Gesprächszeit auf Radio Bremen 2 ein Interview gebe, das im Sommer in Berlin aufgenommen wurde. In dem Interview spreche ich davon, wie es ist als Handwerker in der Kulutwelt aktiv zu sein. Poet und Prolet halt.

Meine Zeit in Amerika war schön. Zwei Wochen Reise, dann zwei Wochen Dozentur in Idaho. Ich hatte eine Klasse GermanistikstudentInnen, denen ich beibrachte, wie man in sechs Schritten eine Kurzgeschichte schreibt. In einer der Stunden formulierte ich die Formel: Alltagssituation + Konflikt + Plottwist + Ende = Kurzgeschichte. Es würde mich stark interessieren, wie ich mit dieser Formel in den deutschen Schreibschulen ankommen würde. Ein Versuch wäre es ja wert.

Ich weiß natürlich, dass man Literatur nicht auf eine Formel reduzieren kann. Es gibt viele Wege eine funktionierende Geschichte zu schreiben. Bei weitem kenne ich nicht alle. Aber es war mit dieser Formel möglich, ein Gerüst für eine Kurzgeschichte vorzuformulieren. Ein paar der Texte haben sich stark daran orientiert, andere sind weit weg davon gewesen. Und das war besonders toll, diese Geschichten waren so verschieden konzipiert, dass ich mich manchmal gefragt hatte, wer hier gerade mehr lernt: Die Studierenden oder ich. Eine Antwort darauf habe ich nicht.

Dazu konnte ich Ideen und Eindrücke sammeln, die ich noch lange nicht verarbeitet habe. Das wird noch eine ganze Zeit lang dauern. Manchmal werde ich gefragt, was das schönste an der Zeit in Amerika war. Ich habe darauf mehrere Antworten, eine dieser Antworten ist, dass ich diese Reise nicht alleine gemacht habe. Eine andere Antwort ist: Die Reise selbst. Mit dem Auto durch die Wüste, endlich in den Landschaften stehen, die mir Cormac McCarthy in seinen Büchern beschrieben hat. Zu Fuß über die Golden-Gate-Bridge – wobei, das ist in der Vorstellung dann doch deutlich romantischer, als in der Realität. Über die Brücke zu gehen ist schön. Man kann auf die Gefägnisinsel Alcatraz schauen, sieht die Stadt, kann auf den Pazifik schauen. Gleichzeitig hört man den Lärm von vielen Autos, die an einem vorbeifahren. Und das ist wirklich sehr, sehr laut. Abends sind wir dann mit den Cable-Cars durch San Francisco gefahren. Ein abgefahrenes, wunderschönes Erlebnis. Und dann ging es weiter, immer am Pazifik entlang Richtung Norden. Und irgendwann waren wir in dem kleinen Ort Moscow, ich unterrrichtete an der University of Idaho und nun bin ich wieder hier, höre mir selbst im Radio zu und schreibe diese Zeilen.

Und wenn alles gut läuft, kann ich auch bald von den Fortschritten von meinem neuem Romanprojekt berichten. Ich freue mich drauf!

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Eintraege
Consent Management Platform von Real Cookie Banner