20.10.2021:
Es ist soweit. Ich bin in der heißen Phase meines ersten Romans. Am letzten Wochenende war ich in Berlin, und bin mit meinem Verleger Gunnar Cynybulk durch den Text spaziert. Eine tolle Erfahrung. Gunnar schafft es die letzten Unebenheiten zu glätten, verirrte offene Fäden zusammenzuführen und mich zu motivieren, dass ich mich noch mal in den Text begebe, um ihn noch besser zu machen. Dann hatte ich auch noch ein Fotoshooting mit Susanne Schleyer. Ein großer Spaß.
Jetzt heißt es noch mal reinhauen, noch fünf Tage, dann endet eine Reise, die vor gut sieben Jahren mit einem sehr kleinen Text angefangen hatte, in dem ein insolventer Schlachthof ein letztes Schwein schlachtet.
Gedacht war dieser Text auch als eine Homage an eine Punkband, die ich sehr mag. Dann wurde daraus mehr. Zu der Schlachtszene kamen andere Szenen hinzu. Dann noch mehr. Schließlich flog wieder etwas heraus, neue Figuren kamen, andere gingen. Erzählperspektiven änderten sich. Immer wieder saß ich an diesem Konstrukt, und ohne, dass ich es merkte, hatte ich den Stoff für meinen ersten großen Text gefunden.
Die Figuren und die Geschichte begleiteten mich nun durch die restlichen Jahre meines Studiums, am Deutschen Literaturinstitut. Durch sehr glückliche Umstände kam Gunnar an den Text, und vor einem Jahr lernten wir uns kennen. Gunnar zeigte mir die starken Stellen an dem Text, erklärte mir gut zwei Stunden lang, was alles gut und richtig war. Und dann stellte er mir, so ganz nebenbei, ein paar kurze Fragen: Könnte man nicht hier eine Figur streichen? Könnte man nicht dort etwas hinzufügen? Hier etwas straffen, dort etwas ausführen?
Er sagte, dass ich darüber mal nachdenken solle, und ich ging zum Tempelhofer Feld, lieh mir einen Elektroscooter, der auf einmal sehr laut zu Piepen anfing, als ich inmitten der alten Landebahn war. Mit hochrotem Kopf fuhr ich den Scooter vom Flughafengelände, setzte mich später in den Zug nach Hause, und ging in Gedanken Gunnars Fragen und Anmerkungen durch.
Zu Hause fing ich an den ganzen Text umzuschreiben.
Und jetzt, ein Jahr später, bin ich fertig. Also fast.