Beitrag 0037

07.09.2024

Ich weiß nicht. Irgendwie war das vorhin schon wieder alles komisch. Wenn ich früher nach Berlin kam, verbrachte ich die Nächte in Hostels, Pensionen und Monteursunterkünften bei denen ich froh sein konnte, wenn ich am nächsten Morgen nicht voller Bettwanzen war. So ging es mir nicht nur in Berlin, ich konnte auch schon in Frankfurt, Chemnitz und sonstwo große Schimmelflecken an der Zimmerdecke beobachten.

Heute fuhr ich mal wieder nach Berlin. Mit dem Zug, nicht mit einem weißen, nach Socken stinkenden Transporter. Ich werde ein paar Tage hier bleiben. Das Hotel, das man mir gebucht hat, liegt direkt am Kudamm. Auf dem Weg fühlte ich mich wie ein Verräter. Und im Hotel selbst, wurde ich nicht gefragt, was ich hier will, sondern wie meine Anreise war.

Absurd, vollkommen absurd.

Jetzt hänge ich in dem Hotelzimmer rum und heute Abend habe ich einen Auftritt mit Charlotte Gneuß und Hendrik Bolz. Wir reden dort über die Perspektiven Ostdeutschlands. Ich gehe dorthin, weil man möchte, dass ich meine Meinung sage, man wird mir Fragen stellen und meinen Antworten lauschen.

Ich mag das. Ich liebe das. Ich kann mir kaum was schöneres vorstellen. Ich bin dem gegenüber sehr dankbar.

ABER: Wer würde meine Meinung dort hören wollen, würde ich mit einer Arbeitshose am Rand der Bühne stehen? Wer würde sie hören wollen, wenn ich dort den Sekt ausschenke, das Klo von Scheiße befreie und wer interessiert sich für die Meinung der Leute, die dort für die Bestuhlung sorgen?

Wer?

Das Leben ist zuckersüß, wenn man im Haus der Berliner Festspiele über die Perspektiven des Ostens philosphieren darf.

Mein Leben ist zuckersüß.

Aber ich weiß auch wie es ist Scheiße zu fressen. Ich kann mich gut daran erinnern, wie es ist, wenn man 12 Tage am Stück jeweils 16 Stunden durcharbeitet, dann ein paar Tage frei hat, in der kurzen Zeit versucht sein Privatleben zu regeln, dabei scheitert und dann wieder auf Montage fährt, wo man sich abends die zerschossene Beziehung mit Bier schönsaufen kann. Ich weiß, wie es ist, wenn man am Monatsende kaum noch Geld hat, sich was zu Fressen zu kaufen, obwohl man geackert hat, als gäbe es keinen Morgen mehr.

Und das werde ich nicht vergessen!

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Beitrag 0036

03.09.2024

Großmäulig habe ich auf dieser Website stehen, dass es für mich nie in Frage kam, den Osten zu verlassen. Bei den Wahlergebnissen vom letzten Sonntag, zweifle ich langsam an dieser Haltung. Ich frage mich ernsthaft, warum ich unter politischen Umständen leben soll, die so von mir niemals gewünscht waren und die nun bittere Realität sind. Die CDU Sachsen regiert dieses Bundesland seit 35 Jahren. Sollte sie diese Legislaturperiode überstehen, wird sie genauso lange an der Macht sein, wie es die SED einst war. Ehrlicherweise empfinde ich dies als demokratische Zumutung und gerne würde ich eine progressive Regierung sehen, die einem Mitte-links-Bündnis angehört. Mit Menschen, die nicht mit polemischen Blödsinn um sich werfen und sich auf die Landespolitik konzentrieren. Hier in Sachsen gibt es zahlreiche Baustellen. Die Infrastruktur auf dem Land muss gestärkt werden, ebenso die öffentliche Daseinsfürsorge. Auch braucht es mehr Kulturprogramme im ganzen Bundesland, die gesellschaftliche Teilhabe diskriminierungsfrei fördern. Ich habe große Zweifel, dass diese Themen bei diesem neu gewähltem Landtag überhaupt Relevanz haben.

Gleichzeitig wundert es mich nicht, dass die Wahlergebnisse so sind, wie sie sind. Eher wundert es mich, dass es erst jetzt geschehen ist. Wir hätten das ganze auch schon bei der letzten Wahl oder der davor haben können.

Nun ja, in den nächsten Wochen wird die Republik noch auf den Osten starren, sich die Augen reiben, was hier so los ist und in ein paar Wochen, wenn auch Brandenbrug gewählt hat, geht es heiter weiter, als wäre nichts geschehen, während rechtsradikale PopulistInnen im Landtag Hass, Angst und Wut in die Gesellschaft treiben. Steffen Mau hat vorgeschlagen, dass es neue Formen der Demokratie in Ostdeutschland geben könnte – Bürgerräte. Vielleicht eine gute Idee, vielleicht aber auch zu spät.

Wie auch immer, das sind nur Gedanken, die ich gerade in mir trage. Ich bin weder Politiker noch Soziologe. Aber ich bin Schriftsteller, und insofern lebe ich in Zeiten, die mir mehr als genung Stoff bieten, um darüber zu schreiben.

Mein neuer Roman ist nun fast drei Wochen erhältlich, in den nächsten Tagen stehen die ersten Lesungen und Interviews an und Ende des Monats wird mein erster Roman als Theaterstück in Neubrandenburg uraufgeführt.

Auch wenn ich mich hier wiederhole, für mich ist dies noch immer unbegreiflich. Es ist nicht lange her, da arbeitete ich als Handwerker, war von der literarischen Welt soweit entfernt wie die Erde vom Mars. Und nun gibt es Menschen, die einen meiner Texte zu einem Stück umwandeln. Ganz ehrlich, das kann man nicht begreifen. Und wenn ich etwas gerne nicht begreife, denn so etwas. Die Wahlergebnisse im Gegensatz, kann ich begreifen, aber das macht viel weniger Spaß.

Und sollte sich jemand fragen, wie mein Buch im Handel aussehen könnte. Vermutlich in etwa so:

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Beitrag 0035

08.08.2024

Nächste Woche erscheint mein neuer Roman „Schnall dich an, es geht los“! Wenn ich so daran zurückdenke, wie lange es dauerte, den ersten Roman auf die Straße zu bekommen, war der zweite eine verdammt schnelle und irre Fahrt. Vor etwas mehr als zwei Jahren begann die Arbeit und nun soll er in ein paar Tagen schon im Laden stehen. Auch wenn ich mich hier wiederhole, für mich selbst ist das schwer nachzuvollziehen und ich bin sehr dankbar dafür.

Keine Ahnung wann es ein drittes Buch geben wird, daran denke ich noch nicht, jetzt steht die Reise mit dem zweiten Buch an. Und damit dieses Buch seine Heimat kennt, hatte ich es vor ein paar Tagen in die Altmark gebracht und ihm die Orte gezeigt, an dem es spielen könnte.

Ich möchte an dieser Stelle meinem tollen Verlag danken. Ohne den MitarbeiterInnen vom Kanon Verlag, wäre ich ohne das Buch in die Altmark gefahren und hätte einfach nur meine Eltern besucht. Das wäre sehr schön gewesen, aber mit dem Buch im Gepäck, war es grandios.

Danke!

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Beitrag 0034

27.06.2024:

Am letzten Donnerstag war ich in Berlin und konnte zum ersten Mal meinen neuen Roman in den Händen halten. Als ich meinen Verlag besuchte, drückte Gunnar Cynybulk mir ein Exemplar in die Hand. Genau diese Ausgabe wird mich nun in nächster Zeit begleiten. „Aus unseren Feuern“ wurde mir damals per Post zugeschickt. Sechs Bücher lagen im Karton, ich zog eins heraus und nahm es mit in die Welt. Bei jeder Lesung hatte ich die Leute, die mich begleitet oder moderiert hatten, aufgefordert, mir ein paar nette Zeilen in das Buch zu schreiben. Inzwischen ist mein Exemplar so vollgeschrieben, dass ich damit jetzt keine Lesungen mehr machen kann, einfach weil der Platz zwischen den Kapiteln fehlt, um noch ein paar nette Worte zu sammeln.

Es ist schön dieses Buch nun ins Regal stellen zu können. Es ist voller Worte, abgegriffen, Anfang des Jahres wurde es sogar geflutet und ich musste es noch im Hotel vor der Lesung mit einem Haartrockner vor dem Wasser retten. Ein paar der Unterschriften hatten Schaden genommen, aber nicht eine Seite hatte sich aus dem Buch gelöst. Ich glaube, man könnte auch mit einem Lkw darüberfahren, ohne es ernsthaft zu beschädigen.

Das neue Buch liegt nun ganz frisch vor mir. Die letzten Abende habe ich ab und an darin gelesen. Ich bin nun in etwa bei der Hälfte und sehr neugierig wie es weitergehen mag. So richtig begriffen habe ich noch nicht, dass ich das tatsächlich geschrieben haben soll. Mit dem ersten Roman ging es mir genau so. Man hat das fertige Buch in den Händen und die Erinnerungen an die Schreibphase sind marginal, wenn überhaupt vorhanden. Sollte mich jemand fragen, wie es ist, ein Buch zu schreiben, ich könnte diese Frage nicht beantworten.

Umso mehr freue ich mich darauf, neue Signaturen und Sätze mit „Schnall dich an, es geht los“ zu sammeln. Demnächst werden hier auch mehr Termine auf meiner Website stehen. Aber bis dahin, will ich erstmal dieses tolle Buch zu Ende lesen, auf das ihr euch hoffentlich alle so sehr freut!

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Beitrag 0033

28.04.2024:

Vor gut zwei Jahren ist mit „Aus unseren Feuern“ mein erster Roman erschienen. Im Winter 2021 hatte ich dann nebenbei angefangen an einem neuen Text zu arbeiten. Ich wusste erst nicht, wohin die Reise mit diesem Text gehen soll, nahm ihn aber mit auf meine Reisen. Ich habe im Zug, auf der Fähre, im Bus und sogar im Flugzeug immer wieder daran gearbeitet und natürlich auch von dem Büro aus, das ich mir im Sommer 2022 eingerichtet habe.

Im ersten Jahr hat sich das Gewand von diesem Material immer wieder geändert, bis ich letztes Jahr im Frühling einen Fahrplan hatte, den ich runterschreiben wollte und mich auch dran setzte. Im Sommer lief dann gar nichts mehr, was dazu führte, dass ich im Spätsommer/Herbst alles über den Haufen warf und mehr oder weniger, mit einem komplett neuen Textkonzept, von vorn anfing. Ich vermute, dass mein Verlag diese Nachricht mit Entsetzen aufgenommen hatte, allerdings wurde ich ermutigt weiter zu machen.

Und das tat ich. Der Herbst war sehr produktiv, der Winter ebenso und im Frühling ging die Post ab. Schreiben, schreiben, schreiben.

Heute war es dann soweit. Das Manuskript ging an den Kanon Verlag raus und am 14. August 2024 erscheint mein zweiter Roman „Schnall dich an, es geht los.“

Kommt alle mit auf diese wilde Fahrt!

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Beitrag 0032

04.04.2024:

Schnall dich an, es geht los.

So wird er heißen, der Grund, der mich davon abhält, hier aktuelle Beiträge und Alltäglichkeiten zu Schreiben. Der Roman biegt gerade in die Zielgerade ein und wenn alles klappt, wird er Ende August 2024 erscheinen. Ich glaube, dass ich noch nie so intensiv in einem Text drin war, wie es aktuell der Fall ist. Und ich freue mich darauf, euch Vanessa, Pascal, Dirk, Ralf, Steffi, Silke und Marcel vorzustellen. Ein paar Tage wird es noch dauern. Aber ja, bald ist es soweit.

Und was sagst du dazu, Marcel?
„Was willst du? Geh‘ mir nicht auf den Sack!“

Tja, hoffen wir, dass er im August etwas gesprächiger sein wird!

Auf dem Bild unten ist eine Polarwolke zu sehen, wie ich sie im Februar in Norwegen auffand. Alle um mich herum wollen mir einreden, dass man da irgendwelche Farben sehen kann. Für mich ist das eine gelblich schimmernde Wolke. Vielleicht, aber nur vielleicht, ist da auch ein bisschen grün mit drin. Aber gut, wenn ihr der Meinung seid, dass da Farben drin sind, dann hättet ihr dem Kaiser sicher erzählt, dass er ein ganz prächtiges Gewand trug, in dem er durch die Straßen wandelte.

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Beitrag 0031

18.10.2023:

Herbst. Und lange nichts geschrieben. Also hier. Momentan arbeite an meinem neuen Roman und solange dem so ist, wird hier nicht so viel passieren. Mein Verleger weiß noch nicht, dass ich die Struktur des Manuskripts geändert habe. Aber das wird er dann merken, wenn ich ihm die aktuelle Version auf den Tisch lege, bis dahin lasse ich ihn in dem Glauben, dass alles so läuft wie besprochen.

Aber das ist ganz normal. Als ich „Aus unseren Feuern“ schrieb, änderte ich mittendrin mehrmals alles, bis ich die Geschichte gefunden hatte, die ich erzählen wollte. Die Figuren mussten sich mir erst vorstellen, mir zeigen, was sie so erlebt hatten und ich brauchte Zeit, mich in sie hineinzuversetzen, sie zu Leben. Als das dann alles klar war, konnte ich den Roman runterschreiben und ich glaube (oder besser ich hoffe), dass ich nun auch dieses Punkt beim zweiten Buch gefunden habe. Na, wir werden sehen, vielleicht schreibe ich hier in drei Monaten, dass ich die Struktur des Manuskripts dann wieder geänder habe. Kann gut sein.

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Beitrag 0030

20.07.2023:

Heute wäre Uwe Johnson 89 Jahre alt geworden. Ein Autor, der ein beeindruckendes Werk hinterlassen hat und mit nicht einmal fünfzig Jahren viel zu früh verstorben ist. Seine Jahrestage haben mich in meinem Masterstudium intensiv begleitet. Tatsächlich kannte ich Johnson vor meinem Studium überhaupt nicht. Wie so viele andere SchriftstellerInnen, durfte ich ihn im Deutschen Literaturinstitut Leipzig kennenlernen. Meine Wissenslücken vor meinem Studium waren riesig. Bachmann, Jelinek, Frisch, Johnson, Fallada, alle sie kannte ich nicht, bevor ich am DLL mein Studium begonnen hatte. Ich habe sie neugierig aufgeschlagen, in mich hineingeschlungen, auch mal irritiert weggelegt und dann später wieder geöffnet und nochmals neu entdeckt.

Von daher möchte ich dem Deutschen Literaturinstitut Leipzig danken, dass es mir diese tolle Ausbildung gegeben hat, dafür, dass es diesen Ort gibt, an dem Literatur auf den verschiedensten Wegen, und mit den unterschiedlichsten Methoden, vermittelt wird. Gäbe es dieses Haus nicht, es wäre ein großer Verlust für die deutschsprachige Literatur.

Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich an diesem Haus, ohne ein Abitur zu besitzen, erst meinen Bachelor und später meinen Master machen durfte. Es war nicht immer leicht dort, manchmal haderte ich und nach einem Semester hatte ich überlegt hinzuschmeißen. Ich bin geblieben, zum Glück. Und ich würde immer wieder dort studieren wollen.

Wäre das Literaturinstitut nicht, könnte ich heute nicht sagen, dass ich den Uwe-Johnson-Förderpreis gewonnen habe! Danke!

Und an dieser Stelle möchte ich natürlich auch den Förderern des Preises danken, die da wären: Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg, dem Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner. Vielen Dank!

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Beitrag 0029

19.07.2023:

Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen, dass ich mindestens einmal im Monat einen Beitrag hier veröffentliche. Wenn ich schon eine Website betreibe, soll die auch regelmäßig gefüttert werden. Ansonsten wäre das hier nur ein toter Briefkasten. Nun, wie wir sehen, klappt das im Moment mehr schlecht als recht.

Zwei Gründe: Zum einem arbeite ich gerade am nächsten Buch. Hinzu kommt, dass ich gerade in Schweden bin und Urlaub mache. Tatsächlich lassen sich beide Tätigkeiten wunderbar vereinbaren, wie an den folgenden Bildern zu sehen ist. Diese Fotos sind natürlich nicht gestellt. Genau so arbeite ich wirklich. Ist auch überhaupt nicht unbequem. Wer braucht schon einen richtigen Tisch?

Ich melde mich, wenn es wirklich was wichtiges zu verkünden gibt. Und wer weiß, vielleicht ist das ja schon morgen?

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Beitrag 0028

20.03.2023:

Letzten Freitag wurde bekanntgegeben, dass ich den Klopstock-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2023 gewonnen habe. Ich habe die große Ehre mit Menschen wie Marlen Pelny, Aron Boks und Michael Spyra in einer Reihe zu stehen, die ich teilweise aus meiner Zeit am DLL kenne, oder die ich danach kennenlernen durfte.

Es ist merkwürdig. Sicher, ich habe mich viele Jahre auf diesen Weg vorbereitet, den ich gerade gehe, aber dass es dabei sogar Preise gibt, die einem zugesprochen werden, ist dennoch surreal. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all denen Menschen bedanken, die mir diesen Weg bereitet haben und ihn bis hier mit mir gemeinsam gegangen sind. Kommt doch bitte noch ein Stück mit! Es macht so viel Freue euch bei mir zu haben.

Danke!

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