Beitrag 0041

20.05.2025:

Die letzten Tage hatte ich eine kleine Tournee. Vor etwas mehr als einer Woche war ich in Regensburg, wo ich gemeinsam mit Lotti Mischke an der Bayerischen Akademie des Schreibens unterrichtet hatte. Dann war ich für einen Tag in Berlin gewesen, hatte dort mal wieder an einem Konzept für eine mögliche Verfilmung von „Aus unseren Feuern“ gearbeitet. Am Tag darauf hatte ich eine sehr schöne Lesung in Dresden, einen Tag später stellte ich meinen Roman in Beetzendorf vor, war Tags darauf in Stendal, wo ich gemeinsam mit Kerstin Kinszorra, Pierre Gehmlich und Björn Menzel eine Live-Folge des Podcast „Wir sind das Volk“ aufgenommen hatte.

Vorgestern durfte ich in Neubrandenburg zum letzten Mal Maik Priebes Theateradaption von „Aus unseren Feuern“ sehen. Großartig war es.

Und dann war da noch Salzwedel.

Da hatte ich letzten Freitag die wirklich schöne Soli-Lesung für den Miteinander e.V., nachdem die rechtsradikale AfD gemeinsam mit der CDU im Salzwedeler Stadtrat Bundesfördergelder vergweigerte und somit, meiner Interpretation nach, einen aktiven und endgültigen Beitrag zur kulturellen Verödung der Stadt Salzwedel leistete.

Der Artikel in der ZEIT ist interessant. Der Fraktionsvorsitzende der Salzwedeler CDU, Thomas Böder, beklagt darin, dass es zu wenig, beziehungsweise gar keine Informationen über die geplante Nutzung der Fördergelder an den Stadtrat gab. Er, und die CDU-Fraktion, waren aufgrund dieses Informationsmangels praktisch gezwungen die Fördergelder abzulehnen. Außerdem sei der Miteinander e.V. seinem Empfinden nach nicht neutral genug.

Dass Böder gemeinsam mit einer nachgewiesen rechtsextremen Partei versucht einen Verein kaltzustellen, der sich für Opfer rechter Gewalt einsetzt, lässt für mich nur die Schlussfolgerung zu, dass da jemand versucht Projekte mundtot zu machen, die anstrengende Diskussionen fördern und fordern. Meiner Meinung nach entzieht sich die Salzwedeler CDU ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Dieses Verhalten ist nichts anderes als ein duckmäuserisches Anbiedern an die rechtsradikale AfD, die vielleicht ab dem nächsten Jahr den Ton in Sachsen-Anhalt angeben wird. Die CDU scheint mir nicht der Steigbügelhalter der FaschistInnen zu sein, nein, es wirkt auf mich so, als will sie der Steigbügel sein.

Ich bin der Meinung, dass es notwendig ist, andere politische Meinungen auszuhalten und zu diskutieren. Aus diesem Grund, und damit Herr Böder sich auch mal ein Bild von der Arbeit des Miteinander e.V. machen kann, hatte ich die CDU-Abgeordneten des Salzwedeler Stadtrats zu der Lesung eingeladen. Nicht einer der CDU-Stadträte war bei der Lesung zu Gast und auf meine Einladung heraus gab es keine Reaktion der CDU.

Gar keine.

Die Salzwedeler CDU duckt sich weg, wenn ihr etwas Wind entgegenbläst.

Ich habe das Gefühl, dass die Salzwedeler CDU Angst hat, kritische Stimmen zu hören.

Und das ist die eigentlich schreckliche Erkenntnis: Die CDU traut sich nicht, in den politischen Wettbewerb zu gehen. Sie scheint tatsächlich zu hoffen, dass Probleme verschwinden, wenn man sich nicht mit ihnen beschäftigt. Dieses prokastinatorische Verhalten ist besorgniserregend. Ich bin der Meinung, dass in unserer parlamentarischen Republik die CDU gebraucht wird. Ihre Aufgabe ist es, konservative Stimmen zu bündeln und diese zu einer starken politischen Kraft werden zu lassen, die sich für die Entwicklung unseres Landes einsetzt. Die (Salzwedeler) CDU scheint nicht begriffen zu haben, dass der politische Feind der Demokratie nicht ein Verein wie der Miteinander e.V. ist, sondern die rechtsradikale AfD, die nachweislich versucht unsere Demokratie zu zerstören. Die CDU würde unter der Machtergreifung der FaschistInnen genauso leiden, wie alle anderen demokratischen Kräfte.

In anderen Städten passiert das gleiche. Ende letzten Jahres versuchte das BSW Fördergelder für das Conne Island, dem Werk II und der naTo zu streichen. Die rechtsradikale AfD und die Leipziger CDU hatten sich dem ganzen mehr oder weniger angeschlossen und die freie Kulturszene in Leipzig mit eigenen Vorstößen torpediert.

Wir erleben einen Kulkturkampf. Demokratiefeindliche Kräfte versuchen die Deutungshoheit über Kunst und Kultur zu bekommen. Das hatten wir alles schon einmal. Auf gesamtdeutscher Ebene gab es das von 1933 bis 1945 und in den neuen Bundesländern hatten wir das von 1949 bis 1990. Es ist fatal, wenn die CDU sich einfach wegwirft und diese Kräfte unterstützt.

Salzwedel ist die Blaupause für die Verarmung von Kultur.

Salzwedel zeigt, dass die CDU nicht bereit ist, den Kampf für die Demokratie aufzunehmen.

Salzwedel ist exemplarisch für ganz Deutschland.

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