Beitrag 0036

03.09.2024

Großmäulig habe ich auf dieser Website stehen, dass es für mich nie in Frage kam, den Osten zu verlassen. Bei den Wahlergebnissen vom letzten Sonntag, zweifle ich langsam an dieser Haltung. Ich frage mich ernsthaft, warum ich unter politischen Umständen leben soll, die so von mir niemals gewünscht waren und die nun bittere Realität sind. Die CDU Sachsen regiert dieses Bundesland seit 35 Jahren. Sollte sie diese Legislaturperiode überstehen, wird sie genauso lange an der Macht sein, wie es die SED einst war. Ehrlicherweise empfinde ich dies als demokratische Zumutung und gerne würde ich eine progressive Regierung sehen, die einem Mitte-links-Bündnis angehört. Mit Menschen, die nicht mit polemischen Blödsinn um sich werfen und sich auf die Landespolitik konzentrieren. Hier in Sachsen gibt es zahlreiche Baustellen. Die Infrastruktur auf dem Land muss gestärkt werden, ebenso die öffentliche Daseinsfürsorge. Auch braucht es mehr Kulturprogramme im ganzen Bundesland, die gesellschaftliche Teilhabe diskriminierungsfrei fördern. Ich habe große Zweifel, dass diese Themen bei diesem neu gewähltem Landtag überhaupt Relevanz haben.

Gleichzeitig wundert es mich nicht, dass die Wahlergebnisse so sind, wie sie sind. Eher wundert es mich, dass es erst jetzt geschehen ist. Wir hätten das ganze auch schon bei der letzten Wahl oder der davor haben können.

Nun ja, in den nächsten Wochen wird die Republik noch auf den Osten starren, sich die Augen reiben, was hier so los ist und in ein paar Wochen, wenn auch Brandenbrug gewählt hat, geht es heiter weiter, als wäre nichts geschehen, während rechtsradikale PopulistInnen im Landtag Hass, Angst und Wut in die Gesellschaft treiben. Steffen Mau hat vorgeschlagen, dass es neue Formen der Demokratie in Ostdeutschland geben könnte – Bürgerräte. Vielleicht eine gute Idee, vielleicht aber auch zu spät.

Wie auch immer, das sind nur Gedanken, die ich gerade in mir trage. Ich bin weder Politiker noch Soziologe. Aber ich bin Schriftsteller, und insofern lebe ich in Zeiten, die mir mehr als genung Stoff bieten, um darüber zu schreiben.

Mein neuer Roman ist nun fast drei Wochen erhältlich, in den nächsten Tagen stehen die ersten Lesungen und Interviews an und Ende des Monats wird mein erster Roman als Theaterstück in Neubrandenburg uraufgeführt.

Auch wenn ich mich hier wiederhole, für mich ist dies noch immer unbegreiflich. Es ist nicht lange her, da arbeitete ich als Handwerker, war von der literarischen Welt soweit entfernt wie die Erde vom Mars. Und nun gibt es Menschen, die einen meiner Texte zu einem Stück umwandeln. Ganz ehrlich, das kann man nicht begreifen. Und wenn ich etwas gerne nicht begreife, denn so etwas. Die Wahlergebnisse im Gegensatz, kann ich begreifen, aber das macht viel weniger Spaß.

Und sollte sich jemand fragen, wie mein Buch im Handel aussehen könnte. Vermutlich in etwa so:

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